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Aktivkreis Holzwickede

                                            

 

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Verlegung am 09.10.2020

 

Der Künstler Gunter Demnig verlegte am

 

Freitag, den 9. Oktober 2020,

zum Gedenken der Opfer

vier Stolpersteine in Holzwickede für

 

 

 

Karl Weil, Holzwickede, Lessingstraße 4, geboren am 26. Mai 1897

 

… in Unna, erlernte den Beruf des Bergmanns und begann nach Ende des ersten Weltkrieges, sich politisch zu engagieren. 1926 heiratete er in Holzwickede und trat im gleichen Jahr der SPD und 1928 dem Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold bei; hier übernahm er die Funktion des technischen Leiters. Damit geriet er ab 1933 in das Fadenkreuz der neuen Machthaber. Am 19. April 1933 wurde er verhaftet und in das Konzentrationslager Bergkamen-Schönhausen verschleppt, wo er durch SA-Leute schwer misshandelt wurde. In den Haftbüchern wird als Haftgrund dokumentiert, der Gefangene habe „an der Stempelstelle stets systematisch gegen die Nationale Bewegung gehetzt“. Unter desolaten Haftbedingungen verblieb Karl Weil hier bis 3. Mai 1933 und wurde dann der „Provinzial-Arbeitsanstalt Brauweiler“ bei Köln überstellt. Nach der Haftentlassung am 21. August 1933 kehrte Karl Weil gesundheitlich schwer angeschlagen nach Holzwickede zurück. Ihm waren in der Haft sämtliche Zähne ausgeschlagen worden, er hatte von Schlägen verursachte Striemen am Rücken und eine Kreuzbeinverletzung. Der Geschundene hatte seine Arbeit verloren, bekam Ausgehverbot und nur eine karge Wohlfahrtsunterstützung. Besorgte er sich Arbeit, wurde er von SA- und SS-Leuten fortgejagt mit den Worten: „Für Sie roten Mob ist keine Arbeit im dritten Reich mehr da!“. Karl Weil lebte in ständiger Gefahr und zog daher 1937 um nach Dortmund, wo es ihm gelang, wieder Arbeit als Bergmann zu bekommen. An den Folgen der jahrelangen schweren Arbeit unter Tage starb er 1970 in Dortmund.

 

Stolperstein Karl Weil

Foto: © Hermann Volke

 

Kaspar Lügger, Holzwickede, Dürerstraße 18, geboren am 12. Mai 1907

 

… in Holzwickede, war bereits als Heranwachsender in der katholischen Jugend aktiv. Nach der Schule wurde er Schlosser. Wie sein späterer Schwiegervater Ernst Gerkrath engagierte er sich für die Deutsche Zentrumspartei. Der damals 26-Jährige wusste, dass er wegen seiner politischen Gegnerschaft zum Nationalsozialismus in Gefahr war und versteckte sich zeitweise im Keller seines Wohnhauses hinter einer „zweiten Wand“. Seine Verhaftung am 20. Juli 1933 erfolgte angeblich aufgrund der Anzeige von Nachbarn. Ein Holzwickeder Polizist brachte Kaspar Lügger in das Konzentrationslager Bergkamen-Schönhausen, wo Misshandlungen und Folterungen der Inhaftierten auf der Tagesordnung standen. Bei der Einlieferung wurde als Haftgrund eine angebliche SPD-Mitgliedschaft dokumentiert, doch selbst als sich der Irrtum herausstellte, verblieb Kaspar Lügger zunächst weiter in Haft, da der Gefangene angeblich „stark agitatorisch gegen die neue Entwicklung aufgetreten“ sei. Am 8. August 1933 kam er aus dem KZ frei. 1935 heiratete er in Wickede/Ruhr. Kaspar Lügger überlebte die Nazizeit und verstarb 1969 in Wickede/Ruhr.

 

Stolperstein Kaspar Lügger

Foto: © Hermann Volke

 

Heinrich Dulle, Holzwickede, Massener Straße 23, geboren am 8. März 1884

 

… in Holzwickede, war gelernter Bergmann, verheiratet und Vater von fünf Kindern. Als Gewerkschafts- und SPD-Mitglied war er politisch engagiert und stand dadurch ab 1933 unter Beobachtung der neuen Machthaber, mit denen er – laut Nachbarn - nichts zu tun haben wollte. Der Ortsgruppenleiter Holzwickedes soll es auf ihn besonders abgesehen und dafür gesorgt haben, dass er beobachtet, verfolgt und misshandelt worden sei. Einen Tag nach der Reichstagswahl 1933 holte man ihn mit NSDAP-Leuten aus seiner Wohnung und schleppte ihn zum Marktplatz, wo er in der Öffentlichkeit zur Schau gestellt, schwer misshandelt, beschimpft, bedroht und zu niedrigsten Arbeiten gezwungen wurde. Man warf ihm vor, nicht die NSDAP gewählt zu haben. Dann wurde er mit dem Befehl entlassen, sich am nächsten Tag wieder zu melden, um mit anderen politisch Unzuverlässigen die Wahlbeschriftungen zu entfernen. Dieser Aufforderung kam er nicht nach, entfernte sich aus seiner Wohnung und verschwand. Am 19. November 1933 wurde er von Spaziergängern mit einem gerissenen Strick um den Hals in einem Hengser Waldstück tot aufgefunden. Heinrich Dulle hatte sich das Leben genommen.

 

Stolperstein Heinrich Dulle

Foto: © Hermann Volke

 

Josef Kiel, Holzwickede, Landweg 8, geboren am 8. April 1883

 

… in Holzwickede erlernte den Beruf des Bergmanns. 1906 heiratete er und wurde Vater zweier Kinder. Zum Zeitpunkt des Machtwechsels saß er als SPD-Mitglied im Gemeinderat und war Beigeordneter des Amtes Unna-Kamen, Gewerkschaftsmitglied und Knappschaftsältester. Dies war Grund genug, ihn am 13. April 1933 zu verhaften und in das KZ Bergkamen-Schönhausen zu verschleppen. Späteren Zeugenaussagen zufolge wurde der ohnehin kranke Berginvalide von allen KZ-Insassen am schwersten misshandelt. Drei Tage nach seiner Einlieferung kam Kiel in das KZ Wittlich, wo er zu Zwangsarbeit im Autobahnbau eingesetzt wurde. Schließlich entließ man ihn am 2. Oktober 1933. Durch sein politisches Engagement hatte er seine Werkswohnung verloren, ein in der Familie lebendes Pflegekind wurde ihm weggenommen und er stand fortan unter „Betreuung“ eines SA-Sturmführers. Jede politische Betätigung wurde ihm strikt untersagt. Josef Kiel blieb standhaft, und selbst nach einem weiteren strengen Verhör im August 1944 gelang es den Machthabern nicht, ihn „umzukrempeln“. Nach Kriegsende ernannten ihn die Alliierten zum ersten Bürgermeister Holzwickedes. Das Amt bekleidete er bis 1946. 1948 starb Josef Kiel in Unna.

 

Stolperstein Josef Kiel

Foto: © Hermann Volke

 

Autor: Ulrich Reitinger